ÜBER DIE FRÄNKISCHE STRASSE DER SKULPTUREN
INTERVIEW
Ritter-Gunselmann: Hallo Herr Freundorfer, ich habe mir überlegt, dass es vielleicht einfacher ist, wenn ich Ihnen meine Fragen schriftlich zukommen lasse und Sie können sich dann in Ruhe überlegen, wie Sie sie beantworten möchten! Wie sind Sie auf die Idee mit der Skulpturenstraße gekommen?
Ad: Das geht auf eine Initiative von Karl Prantl und Leo Kornbrust zurück, bei dem ich in München an der ADBK studierte. Deren Grundidee ist Kunstschaffenden aus der Welt des Kunstmarktes und der Einengung durch Verwerter zu befreien und im kollegialen Miteinander Skulpturen zu erstellen. Die ersten Treffen dieser Art fanden in den 60ern und 70ern in Steinbrüchen St. Margarethen statt. Als ich in den 90ern von Berlin nach Lohndorf kam, sah ich das auch als eine gute Möglichkeit an frei und selbstbestimmt zu arbeiten. Da es hier in der fränkischen Provinz ein Kunstvakuum und eigentlich keinen Markt für Kunstschaffende gab, die keine Lust auf figuratives Arbeiten hatten, sah ich es als gute Möglichkeit an, ein Angebot an Kunst für den öffentlichen Raum zu zeigen und mit Kolleginnen und Kollegen eine gute Zeit in den Sommermonaten zu verbringen.
Ritter-Gunselmann: Wie lange hat der Prozess bis zur Durchführung gedauert?
Ad: Ca. 12 Monate für ein Symposion, von der Ideenfindung bis zur Abrechnung und Entlastung.
Wie wichtig war Ihnen, dass Kunst dadurch im öffentlichen Raum steht und somit leichter zugänglich für Menschen ist?
Ad: Für mich als Besucher einer Region ist es sehr wichtig Kunst im öffentlichen Raum zu sehen. Das schafft Individualität und Profil für Orte. Als Kunstschaffender sehe ich das heute aber kritischer. Kunst in der Natur, wie Skulpturenfelder oder Wanderwege sind heute im Konkurrenzkampf der Kommunen weit verbreitet und es gibt nur wenige die wirklich inspirierend gemacht sind. Auf das »WIE« kommt es an. Oft geht eine solche Initiative auf eine/n Kunstschaffende/n vor Ort, die dem Ganzen Geist einhaucht, oder es gibt wirklich ein kompetentes Team mit Etat, professionellen Kuratoren und Konzept. Einfach die Ateliers zu entrümpeln und die Sachen im öffentlichen Raum zu parken finde ich heute keine gute Idee, das schadet der Wertschöpfung für Kunstschaffende und reduziert die Bedeutung und den Wert von Kunstarbeit in den Augen der Besucher. Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, können auch eigentlich keine Arbeiten von professionellen Kunstschaffenden realisiert werden, mit dem Effekt, das Low- oder Null-Budgetprojekte auch nur Hobbyisten ansprechen.
Wie stehen Sie zu der These, dass die künstlerische Schöpfung – ähnlich wie die göttliche Schöpfung – den Menschen mit Gott verbindet und er somit auch etwas erschafft, was es zu Bewahren gilt?
Ad: Kunst und Religion sind die ungleichen Geschwister der gleichen Eltern: Beide stellen der Realität eine weitere Wirklichkeit gleichbedeutend oder auch dominant an die Seite. Das ist ein interessantes Thema das philosophisch und geschichtlich prägend ist. Gerne möchte ich in diesen Zusammenhang auf ein Buch hinweisen das von Pater Georg Maria Roers SJ 2002 publiziert wurde. Titel: Die ungleichen Brüder, ISBN 3920821718
Können Sie mir etwas über die einzelnen Skulpturen sagen (z. B. Intention des Künstlers, Enstehungsgeschichte …)?
Ad: Im Laufe der Symposien 1994 – 2005 sind ca. 100 Skulpturen unterschiedlicher Materialien und Genres gefertigt worden. Mit einem Gesamtetat von 250 000 € wurden Künstler-Honorare, Produktion, Katalog, Konzept und Verwaltung bestritten. Der Etat ist aus Landesmittel, Stiftungszuwendungen, Sponsorengeldern und Werbeeinnahmen zusammengestellt. Als Initiator und »Spiritus Rector« hatte ich natürlich kompetente und engagierte Partner an meine Seite geholt. Die Galeristin Annelie Grimm-Beickert, den Künstlerkollegen Bernd Wagehäuser und den ortsansäßigen Landwirt Arnold Harmann. Hinter jeder Skulptur steht eine Begegnung mit einen inspirierenden Menschen, jede Arbeit hat ihre Geschichte, sehr viele Aspekte und Interpretationsmöglichkeiten…
Ich hoffe, ich hab Sie damit nicht zu sehr genervt und danke Ihnen für Ihre Zeit.
Ad: Keinesfalls, – ich freue mich über Ihr Interesse.
INTERVIEW: Ritter-Gunzelmann in Gespräch mit Ad Freundorfer über die »Fränkische Strasse der Skulpturen«