In die Hände klatschen

 

In die Hän­de klatschen

    Sie sit­zen im Gast­haus an der mas­si­gen Tisch­plat­te und reden. Dann, mehr Bie­re und eine Brot­zeit, der Wirt lädt ein. Ein Ter­min für die Ver­trags­un­ter­zeich­nung ist ver­han­delt. Expo­sé und Web­site sind ver­füg­bar, das Kunst­pro­jekt nimmt Fahrt auf. Nach dem letz­ten Bis­sen klatsch­te er in die Hän­de. Er hat­te eine Uto­pie in Kopf. Unmög­li­ches zu for­dern, dach­te er, moti­viert zu Neu­em und schweif­te mono­lo­gisch in sei­ne Inte­ri­eurs ab. Wider­stands­lo­se Gesich­ter hören ihm höf­lich zu.

   Noch am spä­ten Abend fährt er in das der Son­ne zuge­neig­te Are­al, zwi­schen Wal­ber­la und dem Roden­stein, um ein Gefühl für die Land­schaft zu bekom­men. Auch César Man­ri­que hat­te Uto­pien, – gut das sei­ne fami­liä­ren Bezie­hun­gen zur poli­ti­schen Klas­se Lan­za­ro­tes die Rea­li­sie­rung sei­ner Ideen ermög­lich­ten. Er hat­te eine Berg­kup­pe aus­höh­len las­sen und ein Restau­rant hin­ein gebaut. Beson­ders der Kron­leuch­ter beein­druck­te. Sei­ne Woh­nung hat­te er in eine Röh­re gebaut, in der einst die Lava floß.

   »So etwas geht hier nicht«, dach­te er und begann nach ande­ren Inspi­ra­ti­on für den magi­schen Tafel­berg zu suchen: »Durch Aus­gra­bun­gen und Magne­to­me­ter­pro­spek­tio­nen wur­den unzäh­li­ge Kel­ler­gru­ben nach­ge­wie­sen, die auf eine dich­te Besied­lung des Sat­tel auf der Ehren­bürg in der Früh­latène­zeit schlie­ßen las­sen.« Unver­meid­lich dach­te er an »Erd­stäl­le und Schrat­zel­lö­cher« von denen er auf sei­nen letz­ter Rei­se in Viech­tach erfuhr.

   Er saß auf der Bett­kan­te sei­nes Wohn­mo­bils und dach­te an die See­lenkam­mern des baye­ri­schen Wal­des, sei­ner Hei­mat, die er schon als Vier­jäh­ri­ger ver­las­sen hat­te. In die­sen Kam­mern hau­sen die See­len bis zum jüngs­ten Tag. Die bra­ven Leu­te woll­ten von ihren Ahnen nicht im all­täg­li­chen Leben trak­tiert wer­den. Auch schlüpf­te manch Einer durch die Eng­stel­len der Schrat­zel­lö­cher, um die unbe­wuß­te Erfah­rung sei­ner Geburt bei vol­len Bewußt­sein zu erle­ben. Heu­te heißt so etwas Land­art. »Die Erde ist doch die plas­ti­sche Grund­mas­se, die mas­si­ven Umfor­mun­gen durch Kul­tur unter­wor­fen ist.« Er dach­te an ter­ras­sier­te Reis­fel­der und den Tage­bau bei Garz­wei­ler, wo die Rhein­braun AG Koh­le för­dert. Die Jubi­lee-Mine in Russ­land und an Son­der­an­ge­bo­te für Blu­men­er­de. Erde. Damit kön­ne man etwas machen.

    Aber Man­ri­que hat­te nicht nur Erde umge­stal­tet, er hat auch kine­ti­sche Wer­ke rea­li­siert. Inspi­riert durch die abs­trak­ten Expres­sio­nis­ten ent­stan­den aben­teu­er­li­che Skulp­tu­ren, aus alten Schiffs­tanks und ande­rem Schrott, die im star­ken Wind Lan­za­ro­tes stets in Bewe­gung sind. Ein schö­nes Bild, auch für das Walberla.

   Am nächs­ten Mor­gen hat er in sei­ne Hän­de geklatscht. »Sub­sti­tu­ti­on« war das Zau­ber­wort im Mit­tel­al­ter. Dra­chen­blut wur­de durch Käfer­blut ersetzt, es ist ein­fach leich­ter zu fin­den. Erin­ne­run­gen, sorg­fäl­tig ein­ge­packt und umhüllt mit Träu­men einer Zukunft.

DOSSIER

REISE: Noch am spä­ten Abend fährt er in das der Son­ne zuge­neig­te Are­al, zwi­schen Wal­ber­la und dem Roden­stein, um ein Gefühl für die Land­schaft zu bekom­men. Auch César Man­ri­que hat­te Uto­pien, – gut das sei­ne fami­liä­ren Bezie­hun­gen zur poli­ti­schen Klas­se Lan­za­ro­tes die Rea­li­sie­rung sei­ner Ideen ermöglichten.