Ameisenfloß

ANTHOLOGIE Gleich Denk­wol­ken, die sich wie Tau über Gras­hal­me legen, kon­den­siert und rinnt alle Innen­welt mit dem Bewusst­seins­strom ins nie Gewe­se­ne. Mäan­dert ins ozea­ni­sche, ohne Namen und form­los. Men­schen im Fluß der Zeit, glei­chen einem Amei­sen­floß im Was­ser. Auch Gedan­ken wol­len anein­an­der Halt fin­den, ein Netz bil­den und so Sinn machen. So dach­te er es. Wie Staub, der an strö­mungs­güns­ti­gen Orten sich mit schwe­ben­den Fasern zusam­men­fin­det und For­men annimmt, die zu tie­ri­schen Ana­lo­gien anre­gen. 

Es bleibt: Der Griff ins Lee­re, halt­los; und doch wirk­sam wider den Sturz ins nie Gewe­se­ne. Sich ins Werk zu set­zen, etwas hin­ein zule­gen was von innen kommt: Ist ein Stück der Inn­welt benannt und abge­bil­det, zer­legt und geord­net in Stü­cken vor mir, wird es schwie­rig die­se Aspek­te wie­der zu einem Gan­zen zu fügen. Es feh­len Tei­le, Näh­te und Bruch­li­ni­en blei­ben zurück, es ist eine Rekon­struk­ti­on mit Fehl­stel­len und Raum für Inter­pre­ta­tio­nen. Ein­zig die Gegen­wart ist im Wech­sel­wir­ken von Wer­den und Ver­ge­hen von ganz­heit­li­chen authen­ti­schen Sin­nes­ein­drü­cken erfüllt. Ver­gan­gen­heit und Zukunft sind also gedank­li­che Kon­struk­te und gestalt­bar. Der Dis­kurs und die Aus­übung der Deu­tungs­ho­heit bestim­men den Betrach­ter­stand­punkt für die Wahr­neh­mung der Gegen­wart, nicht nur in der bil­den­den Kunst.

Nur die Zeich­nun­gen, die Aqua­rel­le, Male­rei­en, Skulp­tu­ren und Fotos erlau­ben mir wegen der notier­ten Jah­res­zah­len den Blick in den Rück­spie­gel. Doch wie ins Mor­gen gehen, wenn im flot­ten Vor­bei­flug mög­li­che Türen auf dem Kor­ri­dor ins Licht unge­öff­net blei­ben? Unter­wegs sein ist das Motiv für Roma­ne, auch Biker blei­ben nicht ger­ne ste­hen, – siche­re Balan­ce gibt es nur in der Bewe­gung und eben nur mit die­ser Bewe­gung gehen auch Schwim­mer nicht unter. So scheint es das zu sein, was der Lee­re begeg­net und bei der Ori­en­tie­rung durch die Zeit hilft. Vorwärts…

Bleibt für mich und die ande­ren schnell Gelang­weil­ten die Ver­sen­kung ins Jetzt und Selbst auf der Suche nach neu­en Aben­teu­ern. Und die Hoff­nung, die von einer Kunst aus­geht, die frei von Zwang in eine Zukunft die Zei­chen des Wan­del sen­det und im Gepäck alles das hat, was den künf­ti­gen Unwis­sen­den das Sein erträg­lich macht.