»DOSSIER«
Das, was es sein kann
Ein leeres Blatt Papier, oder ein Steinblock ist so etwas wie der Kosmos, der mit den Mitteln des Geistes durchschritten werden möchte. Gängige Erklär-Modelle gehen von einem Punkt aus, zeitlich wie räumlich. Auch wenn es gänzlich unerwartet erscheint, Zeit und Raum könnten die zwei Seiten der einen Münze sein, mit der all unsere Vorstellungskraft überfordert ist.
Es ist so, wie einen Stein in einen Teich zu werfen. Bevor der Stein eintaucht, ist die Wasseroberfläche glatt und spiegelt nur die, die über das Wesen des Sees mehr in Erfahrung bringen möchten. Erst wenn der Stein eintaucht, wird das Wasser wahrnehmbar.
Erkenntnis zu erlangen hängt also mit einer Aktion zusammen, die etwas in Bewegung setzen kann. Doch wie beginnen? Ist es Grundlagenforschung über Erkenntnistheorie, ist es philosophisches Terrain oder spielerische Sache der Kunstschaffenden? Im Unschärfebreich zwischen gesicherter Erkenntnis und nicht Wissen ist, so meine ich, der weitaus grössere Teil verortbar, den ich hier als Gestaltungssphäre bezeichnen möchte. Es ist der Raum, aus dem Unbekanntes in den definierten Lebensraum wirkt, aber noch nicht gestaltet ist. Wir machen es wie die Natur, wir fangen an mit dem Zufall. Sehen dann wo uns die Beschäftigung damit hin führt. Modifizieren und passen erneut an, spielen damit und entdecken Anwendungen. Dabei ist Alles wichtig, die Methode, der Betrachterstandpunkt, das Selbstverständnis, – das es ja eigentlich erst zu erlangen gilt- , und auch die Zielprojektion mit der wir die Aktion beginnen.
Der Erkennnisgewinn als solches ist dabei nicht das Motiv, sondern vielmehr das kultivieren des Bewusstsein Erkenntnis zu gewinnen und das Habitat, und somit den Gestaltungsraum zu erweitern. Als menschliche Eigenschaft im Wertekanon nicht immer auf der guten Seite zu verorten.
Die Kunst ist für Vieles zu gebrauchen und eben auch für die Erschließung neuer Wissens- und Erfahrungsbereiche. Das agieren an den Schnittstellen von Materiellem und Immateriellem, Visualisiertem und nicht Darstellbarem geht mit einfachsten Mitteln von statten. Selbst der Unterlass einer Aktion kann in der Kunst zur großen Tat werden. Den Worten und der Mitteilung sind Grenzen gesetzt, allein durch den gegenseitigen Auschluß der Sprachen. Formen und Farben jedoch, sprechen jeden Menschen an. Diese Sprache ist einfach und universell und bezieht Macher und Betrachter zur sinngebenden Einheit zusammen. Denn erst im Zusammenklang entsteht Etwas, das verwertbar, also teilbar und somit als »bildend« bezeichnet werden kann.
ESSAY: Praktische Kunstheorie, – oder wie Kunst funktioniert die nicht die Netzhaut kitzeln will.