Wie virtuelle Welten und reale Lebenssituationen sich aus ihren aufeinander bezogenen sinnstiftenden Bindungen lösen. In der Kunst, der schreibenden wie der bildenden, ist die Bezugnahme auf die analoge Realität, das was die Vorstellungswelten möglich macht und wenn es wie in der Postmoderne nur die Ablehnung eben dieser Funktionalität ist. Erst durch Unterschiedlichkeit beider Welten entsteht die Spannung zwischen Abbild und Abgebildetem. Sei die Frage gestellt was eine Realisierung ist, was die Wirklichkeit von einer Vision unterscheidet, den auch einer Vision kann die Wirkkraft nicht abgesprochen werden, ebenso der Realität ihr hypothetisches Erscheinen. Doch dazu andererseits mehr.
„Und so wurde ich in diesen kleinen Raum geführt, der schon begann, im blauen Lichte seiner Fenster Nachmittag zu träumen; da blieb ich allein in Gesellschaft von Orchideen, Rosen und Veilchen.“
Die Freude an gut Erdachtem und den Entdeckungen ungewohnter Wendungen im Bau der Gedanken. Das ist Schreiben, das was unsagbar schien, erahnbar durch die gesammelte Fülle der Details und den bewegten Fluss der Aspekte und Perspektiven, in die erste Form der Verstetigung bringen, denn der Klang der Stimme vergeht im Moment seiner Entstehung. Lange mäandernd komponiert, setzt der Vorstellungsraum aus Zeichnen, Rhythmus und Syntax eine Intention frei, die im Realen manifestiert. Mit Asche und Blut auf Papyrus, mit kleinen Keilchen in weichen Ton gedrückt und gebrannt, und das ist das beste Schiff durch die Stürme der Zeit, mit capitalen Lettern in Stein vertieft. Einst Eliten vorbehalten und äußerst rar weil aufwendig, entsteht heute durch niedrigschwellige Zugänge, einfachste Handhabung und ausgebreitete Bildung eine unvorstellbare Menge von Text. Texte die nicht als Manifestierung von Reflektierten gedacht sind, sondern als Formulierung die unmittelbar nach ihrer Freisetzung als verderbliches Sinnbild seiner Zeit in den Strömen versinkt. Die Schichten der Textsedimente lagern sich digital in Speichern ein, unsichtbar, unlesbar ohne eben diesen zeitfixierten technischen Kontext. Nur relevante Gedanken und die schönsten Gestaltungen durchdringen diese Barriere aus ständig wechselnden neuen Medien. Für alles andere kommt es einer Auslöschung gleich.