Angedichtet

Ger­ne dich­te ich von Rei­sen mit­ge­brach­ten Stei­nen etwas an. Schö­ne Stei­ne, die so aus­se­hen als wären sie von Bran­cu­si oder Moo­re erson­nen. Fluss­stei­ne aus Rhein, Regen und Isar kön­nen für Her­kunft und für Ver­gäng­lich­keit ste­hen. Dafür, das Alles und jeder im Fluss der Zeit zu Staub zer­mah­len wird. Der sym­me­tri­sche schwar­ze Stein aus Lan­za­ro­te muss sich Hen­ry Man­ri­que und eine in Kunst ver­wan­del­te Insel andich­ten las­sen. Ein Tri­umph der Kul­tur im Zusam­men­spiel mit Lava, Feu­er und bes­ten fami­liä­ren Beziehungen.

Ein Pflas­ter­stein aus Hau­zen­ber­ger Gra­nit ist das Sym­bol des Klas­sen­kampf und das die Macht vom Vol­ke aus­geht, auch wenn das Volk mit den Schwa­chen und Rand­grup­pen oft nicht gut umgeht. Er steht für Blut, Leid und Angst. Aber auch für Cou­ra­ge. Klei­ne bun­te Stein­chen aus Porec ste­hen für ein Land, das in vie­le klei­ne Stü­cke zer­bro­chen ist. 

Doch eigent­lich wur­den die Stei­ne nicht wegen der ange­dich­te­ten Bedeu­tung ver­schleppt, son­dern wegen ihrer Form und Bestän­dig­keit. Erst ihre Deplat­zie­rung macht sie zu etwas beson­de­rem. Sowie in der kon­kre­ten Kunst: Sobald das Objekt im Muse­um ist, wird es zu Kunst. Es wird mit Bedeu­tung auf­ge­la­den, akku­mu­liert Bewer­tun­gen und Kom­men­ta­re. Duch­amp hat das Prin­zip als ers­ter erkannt. Vie­le Kunst­schaf­fen­de dich­ten ihren Wer­ken alles Mög­li­che an, das sie für wich­tig hal­ten. Für Bie­nen, gegen links, rechts, oben, unten, für oder gegen Refu­gees, ein­fach nur das, womit die Kunst­hül­se gela­den wer­den soll. Der Schuss geht meist nach hin­ten los, und das Werk rutscht samt Kunst­schaf­fen­den vom Tritt­brett der Aktualität.