BERLIN Das Atelier im sechsten Obergeschoß des Behala Victoriaspeichers ist, sofern der Künstler einlädt, unbedingt einen Besuch wert. Auch wegen des Umfeldes, das notorischen Ländlern einen Hauch von urbanem Leben vermittelt, – am gegenüberliegenden Spreeufer hat man mit einigen Tonnen Sand und Rastersound Südsee Ambiente nach Berlin geholt. Auf 800 qm zeigt der Bildhauer Skulpturen von 2001–2005, überwiegend Arbeiten aus Hartgestein, aber auch Sandstein und Holz sind zu sehen. Von der Größe eines Brotes, bis hin zu zwei Tonnen schweren Steinarbeiten, reicht das Spektrum der Arbeiten, die als „Konkrete Bildhauerei“ beschrieben werden können. Mit einer Formensprache, die als floral, organisch, aber auch als der Natur abgelauscht gelten können, treten die Werke in Erscheinung. Die handwerklich absolut perfekt gearbeiteten Stücke haben Oberflächen, mit denen grafische Strukturierung erzeugt wird: Geschliffen, poliert, geflammt, gespitzt, eben das ganze Spektrum an Bearbeitungsmöglichkeiten. Auch wenn dadurch eine gewisse Entmaterialisierung erreicht wird, bleiben die Skulpturen stets mit den verwendeten Werkstoffen in Beziehung. Auf die Frage, wie die Werke verstanden werden können, distanziert sich Bisby zuerst von Vergleichen. Vielmehr gehe es um eine Anrührung des Betrachters durch die Skulptur, die Unsagbares, und quasi nicht beschreibbaren Regionen des Empfindens und Verstehens der Welt entspringen. Jede Arbeit ist neu und anders als die vorherige. Sie stehen in einer Reihe des Suchens und bedingen sich gegenseitig in der Art, dass Sie nur in der Reihe, in der Sie stehen als Belege einer inneren Logik begriffen werden können. Besonders auch die Titel der Arbeiten, die jeweils aus der Anzahl der gelebten Tage, also der Summe der Erfahrungen bestehen, weist auf diese Logik hin.
Der in Berlin lebende Bildhauer expandiert seit kurzem auf ein großflächiges Ateliergelände an der Ostsee bei Uekermünde. Auf der traumhaft gelegen Industriebrache mit zwei großen Hallen und Bunker hat sich Bisby einen Traum verwirklicht. Am Ort der tausend Möglichkeiten finden in den Sommermonaten Juli, August und September Bildhauerkurse statt, in denen neben technischer Unterstützung und Materialien auch kompetente und einfühlsamen Betreuung für die Teilnehmer angeboten werden. Auch das direkte und weitere Umfeld machen den Aufenhalt zu einem angenehmen Erlebnis. Das beschauliche Uekermünde zeigt sich überaus einladend, besonders zu empfehlen: Das Haffbad mit sehr schönem Strand und sanftem lang abfallendem Weg ins süße Haffwasser.
Was bei Bisbys Arbeiten besonders Erwähnung verdient ist die absolut handwerkliche und formale Perfektion mit der die Hartgesteine bearbeitet sind. Weder sichtbare noch haptische Abweichungen in der Logik der Form, sind in den Skulpturen des Berliners zu entdecken. Auf die Frage, wie es den möglich sei in händischer Bearbeitung eine derartige Perfektion zu erreichen antwortet Bisby: „Ich mache was ich kann, – ich sehe und fühle das.“ Hinter solchen Ergebnissen steht, das sei erklärend angefügt, eine wahrlich stoische Geduld und große Willenskraft, so wendet Bisby allein für Schliff und teilweise Politur einer Arbeit aus Hartgestein über 160 Stunden Arbeitszeit auf. Somit erklären sich auch die Preise, die der Steinbildhauer für seine Arbeiten am internationalen Kunstmarkt erlöst.
Beitrag aus: yxilon Kunstmagazin