Wie wir uns selbst vergessen

KOMMENTAR Wie wir uns selbst vergessen
- Von der Idee einer Zei­chen­ma­schi­ne zur krea­ti­ven App:

Hat die Foto­gra­fie die abbil­den­de Kunst aus den Angeln geho­ben? Wird auto­ma­ti­sier­te Bil­der­zeu­gung alle Illus­tra­tio­nen und gra­fi­sche Kunst „made by humans“ ver­drän­gen? Über den Preis könn­te das schon heu­te leicht mög­lich sein, wenn die Sache auf der Pro­dukt­ebe­ne gedacht wird. 

Wer­den die Gra­fi­ken als Neben­pro­dukt einer Aus­ein­an­der­set­zung ver­stan­den, bei der in ers­ter Linie die Be- und Ver­ar­bei­tung indi­vi­du­el­ler inne­rer Wel­ten les­bar wird, kann absichts­los gene­rier­te Farb- und Form­ver­tei­lung als das ver­stan­den wer­den, was es ist: Die Simu­la­ti­on von Kunst. Bereits 1928 bekommt durch René Magrit­tes Zuruf: „Ceci n´est pas une pipe“, die Sache mit der KI oder auch AI, vor­grei­fend und grund­sätz­lich eine ernüch­tern­de Ein­ord­nung, die jedem Digi­tal­ro­man­ti­ker die Illu­si­on raubt.

Bei genaue­rer Betrach­tung wird klar, das es sich um einen Ersatz han­delt. Die AppS­to­res sind damit gut gefüllt, Simu­la­tio­nen fürs Flie­gen, Renn­au­to fah­ren, Krieg spie­len, Jog­gen, alle nur vor­stell­ba­ren Set­tings sind als Simu­la­ti­on ver­füg­bar. Ziel ist es oft etwas zu ler­nen, es ein­zu­üben, weil in der Wirk­lich­keit jede Hand­lung Kon­se­quen­zen nach sich zieht. So ist das unter­halt­sam, weil gefahr­los, – ein bischen so wie Porno.

Wie mit der Foto­gra­fie das Abma­len der Wirk­lich­keit auto­ma­ti­siert wur­de und aus eini­gen Malern Foto­gra­fen wur­den, so wer­den nun aus den Anwen­dern tra­dier­ter Visua­li­sie­rungs-Metho­den noch mehr Benut­zer einer wei­te­ren Tech­nik. Und wie damals, hat das Eine das Ande­re nicht ersetzt, son­dern beflü­gelt und erwei­tert. Wei­ter kein Pro­blem. Ist und bleibt ein Werk­zeug, ein Werk­zeug das inspi­riert und neue Mög­lich­kei­ten zur Bild­fin­dung und Rea­li­sie­rung eröff­net. Schön das es das gibt, gehört in jeden Werkzeugkasten.