Unsterblich sein

Imperativ, Erde und Schrift, Readymade 30 x 30 x 15 cm, 2021
Impe­ra­tiv, Erde und Schrift, Rea­dy­ma­de 30 x 30 x 15 cm, 2021

ESSAY Bald wirst Du der Schmutz an der Wand sein, die Kuh­le im Sofa, jemand, der nicht mehr ist. Bis da hin bleib so frei und der Kunst treu. Sie ist schon lan­ge tot gesagt, das ist sicher; doch blei­be nach wie vor an der Klä­rung eini­ger Fra­gen inter­es­siert: War sie jemals auto­nom? Sie woll­te es wer­den, das lehrt die Geschich­te der Kunst, doch in ihrem Wesen ist sie nur ein Werk­zeug­kas­ten mit sehr simp­len Tools. Inter­es­san­ter ist die Fra­ge, wes­halb sich jemand die­ser Werk­zeu­ge bedie­nen möch­te. Wohl um selbst auto­nom zu wer­den, selbst­be­stimmt und wirk­mäch­tig. Die Bedeu­tung der Sache liegt nur zwi­schen den Kunst­schaf­fen­den und dem, was sie tun, wie es auf sie wirkt, was es mit ihnen macht. Inso­fern ent­steht eine ech­te Auto­no­mie. Bei einer wei­ter­füh­ren­den Betrach­tung wird dann klar, dass bil­den­de Kunst als Pro­fes­si­on kei­nes­wegs eine freie Tätig­keit genannt wer­den kann. Die Kon­tex­te und Kon­di­tio­nen sind viel­fäl­tig und nur für einen kleins­ten Bruch­teil von medi­al über­höh­ten Bio­gra­fien ver­han­del­bar. Sobald an Betrach­ter, Samm­ler, Käu­fer, För­der­gel­der, Wett­be­wer­be, Aus­stel­lung, etc. gedacht wird, wan­delt sich die inne­woh­nen­de Auto­no­mie in Abhän­gig­keit und Unfrei­heit, die Kunst­schaf­fen­de und ihr Werk durch Markt­ori­en­tie­rung und För­der­prak­ti­ken bestimmt.

Einst gab es die Erwar­tung, dass es etwas Umfas­sen­des sein könn­te, nicht nur für  Kunst­schaf­fen­de, son­dern auch für die Gesell­schaft. Aber die Ent­wick­lung geht wohl in eine ande­re Rich­tung, – die bereits in den 60er Jah­ren durch die Frank­fur­ter Schu­le im Kon­text zu Demo­kra­tie­fä­hig­keit der Gesell­schaf­ten for­mu­liert wur­de. Trotz alle­dem macht die Kunst auch heu­te das, was mit Ihrer Hil­fe schon immer gemacht wur­de. Sie macht unsterblich.