
ESSAY Bald wirst Du der Schmutz an der Wand sein, die Kuhle im Sofa, jemand, der nicht mehr ist. Bis da hin bleib so frei und der Kunst treu. Sie ist schon lange tot gesagt, das ist sicher; doch bleibe nach wie vor an der Klärung einiger Fragen interessiert: War sie jemals autonom? Sie wollte es werden, das lehrt die Geschichte der Kunst, doch in ihrem Wesen ist sie nur ein Werkzeugkasten mit sehr simplen Tools. Interessanter ist die Frage, weshalb sich jemand dieser Werkzeuge bedienen möchte. Wohl um selbst autonom zu werden, selbstbestimmt und wirkmächtig. Die Bedeutung der Sache liegt nur zwischen den Kunstschaffenden und dem, was sie tun, wie es auf sie wirkt, was es mit ihnen macht. Insofern entsteht eine echte Autonomie. Bei einer weiterführenden Betrachtung wird dann klar, dass bildende Kunst als Profession keineswegs eine freie Tätigkeit genannt werden kann. Die Kontexte und Konditionen sind vielfältig und nur für einen kleinsten Bruchteil von medial überhöhten Biografien verhandelbar. Sobald an Betrachter, Sammler, Käufer, Fördergelder, Wettbewerbe, Ausstellung, etc. gedacht wird, wandelt sich die innewohnende Autonomie in Abhängigkeit und Unfreiheit, die Kunstschaffende und ihr Werk durch Marktorientierung und Förderpraktiken bestimmt.
Einst gab es die Erwartung, dass es etwas Umfassendes sein könnte, nicht nur für Kunstschaffende, sondern auch für die Gesellschaft. Aber die Entwicklung geht wohl in eine andere Richtung, – die bereits in den 60er Jahren durch die Frankfurter Schule im Kontext zu Demokratiefähigkeit der Gesellschaften formuliert wurde. Trotz alledem macht die Kunst auch heute das, was mit Ihrer Hilfe schon immer gemacht wurde. Sie macht unsterblich.