Bald werde ich der Schmutz an der Wand sein, die Kuhle im Sofa, Jemand der nicht mehr ist. Bis da hin bleib ich so frei, über Kunst zu sinnieren. Sie ist schon lange tot, das ist sicher; doch bin ich nach wie vor an der Klärung einiger Fragen interessiert: War sie jemals autonom? Sie wollte es werden, das lehrt die Geschichte der Kunst, doch in ihrem Wesen ist sie nur ein Werkzeugkasten mit sehr simplen Tools. Interessanter ist die Frage weshalb sich jemand dieser Werkzeuge bedienen möchte. Wohl um selbst autonom zu werden, selbstbestimmt und wirkmächtig. Die Ausübung einer bildenden Kunst ist dann nur Steinstaub, schmerzende Handgelenke und kaputter Rücken. Wer malt hat es schon bequemer, – und am Bildschirm geht die Sache ohnehin mit einigen Klicks und im sitzen. Der Wert der Sache liegt nur zwischen den Kunstschaffenden und dem was sie tun, wie es auf sie wirkt, was es mit ihnen macht. Insofern entsteht eine echte Autonomie. Bei einer weiterführenden Betrachtung wird dann klar, das bildende Kunst als Profession keineswegs eine freie Tätigkeit genannt werden kann. Die Kontexte und Konditionen sind vielfältig und nur für einen kleinsten Bruchteil von medial überhöhten Biografien verhandelbar. Sobald an Betrachter, Sammler, Käufer, Fördergelder, Wettbewerbe, Ausstellung, etc. gedacht wird, wandelt sich die innewohnende Autonomie in größte Abhängigkeit und Unfreiheit die Kunstschaffende und Ihr Werk bestimmt.
Auch scheint es nicht zu gelingen eine kunsttheoretische Linie nach dem Umsturz der Moderne konsequent weiter zu denken. Danach entwickelte Denkschulen und Strömungen gehen in postmoderne Regressionen und suchen neue alte Partnerschaft für eine thematische und inhaltliche Erfüllung der entleerten Kunsthülse. Kunst als Politik, als therapeutisches Werkzeug, zur Selbstdarstellung und Vermarktung; Kunst als Lifestyle und Edeldesign für Interieurs. Als Feed für die unendliche Timeline der sozialen und öffentlichen rechtlichen Medien. DADA.
Ich hatte einst die Erwartung das es etwas Umfassendes sein könnte, nicht nur für mich und Kunstschaffende, sondern auch für die Gesellschaft. Aber die Entwicklung geht wohl in eine andere Richtung, – die bereits in den 60er Jahren durch Adorno vorgedacht wurde. Die herbei referierte Autonomie der Kunst kann man sich als Möbiusbands vorstellen, – als unterhaltsame Form sich im Kreis zu bewegen, auf der Suche nach etwas Neuem. Dabei macht die Kunst auch heute das, was mit Ihrer Hilfe schon immer gemacht wurde. Sie macht unsterblich.